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Bozen, 31. Dezember 2021 – Seit dem 31. Dezember 1975 wird der letzte Tag des Jahres in Bozen laufend zelebriert. So war es auch am heutigen Freitag beim 47. BOclassic Südtirol, der einmal mehr hochkarätig besetzt war. Das Männerrennen über 10 Kilometer gewann der Äthiopier Tadese Worku mit einer Zeit von 28.18 Minuten, während seine Landsfrau Dawit Seyaum über die 5-km-Distanz der Damen in 15.22 Minuten einen neuen Streckenrekord erzielte und die Trentinerin Nadia Battocletti als Dritte aufs Podium kam.

Die beiden Äthiopier Tamirat Tola (30 Jahre) und Tadese Worku (20) wurden im Vorfeld des Bozner Silvesterlaufs als Top-Favoriten gehandelt, wobei die Experten Tola leicht im Vorteil sahen. Doch im Rennen, das bei perfekten äußeren Bedingungen und Temperaturen um 12 Grad Celsius abgehalten werden konnte, drehte Worku den Spieß um. Lag nach der ersten Runde das Feld noch geschlossen beieinander – mit dem Briten Thomas Mortimer an der Spitze – so zogen Worku und Tola das Tempo ab der zweiten Schleife an. Worku lag ab diesem Zeitpunkt vorne, Tola befand sich wenige Meter dahinter in Lauerstellung.

Doch der 10 Jahre jüngere Worku, der heuer einen neuen äthiopischen Rekord über 10 km aufgestellt hat und U20-Weltmeister über 3000 Meter wurde, erwies sich im Herzen der Bozner Altstadt als extrem abgebrüht. Er baute seinen Vorsprung auf den folgenden Runden sukzessive aus und lief schließlich nach 28.18 Minuten als erster über die Ziellinie. „Das war heute ein sehr guter Wettkampf von mir und ich bin natürlich überglücklich, dass ich dieses Rennen für mich entscheiden konnte“, waren Tadese Workus erste Worte nach seiner Ankunft. Acht Sekunden nach dem Tagessieger traf Tamirat Tola, Bronzemedaillengewinner bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio über 10.000 Meter und Vize-Weltmeister 2017 im Marathon, am Bozner Waltherplatz ein. Das Podium komplettierte Thomas Mortimer aus Großbritannien, dem eine Zeit von 29.23 Minuten zu Buche stand.

Dario De Caro bester „Azzurro” – Perkmann bärenstarker 12.

De_Caro_Dario_BOclassic_Alto_Adige-Suedtirol_31_12_2021_Credits_MosnaDer Brite war damit vier Sekunden schneller als Dario De Caro aus Turin, der als bester „Azzurro“ auf Rang vier kam. Der 24-Jährige lag die meiste Zeit auf den Positionen acht und neun, ehe er sich auf den letzten beiden Runden nach vorne arbeitete. „Nach Hälfte der Strecke habe ich das Tempo verschärft und einige Teilnehmer überholt. Dann habe ich gemerkt, dass die Gruppe, die jetzt vor mir lag, nicht davonzog. Auf der vorletzten Runde bin ich dann auch an ihnen vorbeigezogen und habe gehofft, dass sie auf der letzten Schleife nicht zurückschlagen werden. Zum Glück konnte ich den Vorsprung bis ins Ziel halten. Ich war zum ersten Mal in Bozen am Start, aber ich komme sicherlich wieder“, sagte De Caro.

Achtbar schlug sich der Sarner Hannes Perkmann, der mit einer Zeit von 30.46 Minuten den 12. Platz belegte. „Als ich in der Umkleidekabine neben den Topstars gesessen bin, da habe ich mich ehrlich gesagt schon gefragt, was ich hier mache. Aber es war eine einzigartige Erfahrung und ich bin dankbar, dass ich diese Möglichkeit von den Veranstaltern erhalten habe. Mit meiner Leistung bin ich zufrieden“, sagte Perkmann. Der zweite Südtiroler Teilnehmer im Starterfeld, Raphael Joppi aus Salurn, wurde in 31.44 Minuten hingegen 18.

Seyaum_Dawit_2_BOclassic_Alto_Adige-Suedtirol_31_12_2021_Credits_MosnaSeyaum zündet auf der Zielgeraden den Turbo
Bei den Frauen entwickelte sich nach dem Startschuss ein packendes Duell zwischen Norah Jeruto aus Kenia und der Äthiopierin Dawit Seyaum. Die beiden Afrikanerinnen blieben bis zur letzten Runde beisammen, ehe Seyaum die entscheidende Attacke setzte und sich in 15.22 Minuten durchsetzte. Damit sorgte sie in Bozen für einen neuen Streckenrekord und unterbot die alte Bestmarke der beiden Kenianerinnen Agnes Tirop und Margaret Kipkemboi um acht Sekunden. „Ich bin sehr glücklich und kann es immer noch nicht glauben, dass ich dieses Rennen hier gewinnen konnte. Das warme Wetter heute hat sicherlich auch zu dieser neuen Bestmarke beigetragen“, sagte die 25-Jährige, die vor knapp zwei Monaten in Lille sogar eine 5-km-Zeit von 14.39 Minuten gelaufen war.

Battocletti_Nadia_2_BOclassic_Alto_Adige-Suedtirol_31_12_2021_Credits_MosnaDie zweitplatzierte Jeruto blieb ebenfalls unter dem alten Streckenrekord, denn die Vorjahresdritte bewältigte die vier Schleifen zu jeweils 1,25 Kilometern durch die Bozner Altstadt in 15.24 Minuten. Den dritten Platz nahm mit Nadia Battocletti eine Trentinerin ein, die damit beste „Azzurra“ war. Die Olympiasiebte über 5000 Meter in Tokio kam in Bozen nach 15.55 Minuten an. „Ich bin sehr glücklich, wie es heute gelaufen ist. Viele haben sich einen neuen italienischen Rekord erhofft, aber das war nicht mein Ziel. Ich habe die Saison nach der Cross-EM fortgesetzt und ich denke, dass mir das auf eine sehr gute Art und Weise gelungen ist. Ich bin froh am BOclassic Südtirol teilgenommen zu haben. Ich war jetzt drei Mal am Start und es freut mich, dass ich dieses gute Ergebnis erzielt habe, obwohl ich lange Zeit alleine laufen musste“, sagte Battocletti. Südtiroler Teilnehmerin war keine am Start.

Bewegender Moment im Gedenken an Agnes Tirop

Das Eliterennen der Frauen hatte mit einem bewegenden Moment begonnen, als vor dem Startschuss an Agnes Tirop gedacht wurde. Die Kenianerin, zweimalige Siegerin des BOclassic Südtirol und bis zum heutigen Tag Streckenrekordhalterin gemeinsam mit ihrer Landsfrau Margaret Kipkemboi, war im Oktober in ihrer Heimat einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Die Veranstalter zeigten ein kurzes Video und ließen im Anschluss weiße Luftballons in den Himmel steigen.

Zufrieden mit dem Verlauf des 47. BOclassic Südtirol zeigte sich nach den Siegerehrungen das umtriebige Organisationskomitee vom Läufer Club Bozen Raiffeisen. „Wir haben heute hochkarätige Wettkämpfe gesehen und der neue Streckenrekord bei den Frauen ist natürlich das berühmte Tüpfelchen auf dem i. Sehr gefreut haben wir uns über die gelungene Rückkehr ins Bozner Stadtzentrum und dass wir das gesamte Programm – also auch den nicht wettkampfmäßigen Just-For-Fun-Lauf, den Ladurner Volkslauf, den Raiffeisen Jugendcup und das Handbike-Rennen durchziehen konnten. Bedanken möchten wir uns bei den vielen Helferinnen und Helfern, sowie unseren treuen Sponsoren, ohne deren Hilfe wir ein Event wie den BOclassic Südtirol weder organisatorisch, noch finanziell durchziehen könnten“, sagten die OK-Verantwortlichen Christiane Warasin und Stefan Fink abschließend.

Fotos: Mosna

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