Bozen, 29. Juli 2017 – Auch 2017 heißt der Sieger des härtesten Trail-Laufes im Alpenraum Daniel Jung. Der 34-Jährige aus Latsch bewältigte die 121 Kilometer lange Strecke mit 7554 Höhenmetern auf der Hufeisentour in den Sarntaler Alpen in 18:33.12 Stunden. Bei den Frauen setzte sich Maria Kemenater (Sarntal) durch. In 21:58.18 Stunden schrammte die 46-Jährige um mickrige 25 Sekunden am Streckenrekord vorbei.
Daniel Jung legte beim 5. Südtirol Ultra Skyrace nach dem Start am Freitagabend um 20 Uhr am Waltherplatz in Bozen los wie die Feuerwehr. Gemeinsam mit Philip Reiter (Bad Reichenhall) diktierte das Duo an der Spitze des 210-köpfigen Teilnehmerfeldes das Tempo. Nach der Kontrollstrecke Rittner Horn erhöhte Jung das Tempo, war bis zum Penser Joch rund 20 Minuten schneller als im Vorjahr und nahm seinen Konkurrenten bis zur Ebenbergalm fast eine Stunde ab. Doch ab Kilometer 75 zollte der Vinschger den Anstrengungen der vergangenen Wochen Tribut: Vor 14 Tagen hatte Jung den Eiger Ultra Trail bestritten und sich davon wohl noch nicht zu 100 Prozent erholt.
„Ich habe heute alles riskiert, weil ich den Streckenrekord knacken wollte. Nach Kilometer 75 hatte ich eine Krise, die eigentlich bis zum Ziel angehalten hat. Die Zeit war mir ab diesem Zeitpunkt völlig egal, ich wollte das Südtirol Ultra Skyrace nur noch beenden“, sagte Jung, der den Sieg umgehend seiner Schwester Elisa widmete. Sie hatte am Samstag Geburtstag. „Wenn ich den Streckenrekord geknackt hätte, dann wäre ich jetzt der Riesenheld. So bin ich halt … ein kleiner Held“, strahlte Daniel Jung, der das Ziel auf den Talferwiesen nach 18:33.12 Stunden erreichte. Den zweiten Platz heimste der Oberbayer Philipp Reiter ein, der 50 Minuten langsamer war als Jung. Auf den dritten Rang schaffte es mit dem Ultner Oswald Wenin ein weiterer Südtiroler Lokalmatador. Dem 52-Jährigen aus St. Walburg stand eine starke Zeit von 19:37.39 Stunden zu Buche.
Kemenater knackt die 22-Stunden-Marke
Wie bei den Männern gab es auch bei den Frauen einen Start-Ziel-Sieg. Die Sarnerin Maria Kemenater setzte sich sofort an die Spitze des Feldes und lief dort ein einsames Rennen. Lange Zeit lag die 46-Jährige auf Streckenrekord-Kurs, verfehlte diesen nach 121 Kilometern und 7554 Höhenmetern aber nicht einmal um eine halbe Minute. „Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre ich bei der letzten Verpflegungsstelle nicht stehen geblieben sondern Schuss weitergelaufen“, scherzte die strahlende Siegerin, die im vergangenen Jahr auf der Mitteldistanz triumphiert hatte.
Maria Kemenater gewann mit großem Vorsprung. Ihre ärgsten Mitstreiterinnen werden erst in den nächsten Stunden im Ziel auf den Talferwiesen eintreffen. Dreifachsiegerin Annemarie Gross (Meran) musste, von Magenproblemen geplagt, am Penser Joch bei Hälfte der Strecke aufgeben.
Daniela Oemus knackt beim Südtirol Skyrace den Streckenrekord
Der Sextner Stefan Tschurtschenthaler setzte sich am Samstag auf der Mitteldistanz des Südtirol Skyrace (69 km/3930 Höhenmeter) durch, das am Morgen auf den Talferwiesen begonnen hatte. Der ältere Bruder von Agnes Tschurtschenthaler gewann in 7:34.49 Stunden und verwies Alfred Psenner (Steinegg) auf den zweiten Platz. Mattia Depaoli aus Vattaro im Trentino komplettierte das Podium. „Der Sieg kommt schon ein wenig unerwartet für mich. Ich lag zunächst in Führung, wurde dann überholt, habe mich aber wieder zurückgekämpft und am Ende stehe ich jetzt als Sieger da“, sagte Tschurtschenthaler, der von seiner Frau Irene Senfter – im Vorjahr Siegerin des Ultra Skyrace – betreut wurde.
Bei den Frauen gewann Daniela Oemus aus Kahla in der Nähe von Jena. Die 28-jährige Deutsche, die in Jugendjahren deutsche Meisterin über 10.000 Meter und im Cross war, stellte in 8:32.12 Stunden einen neuen sagenhaften Streckenrekord auf. „Ein wirklich tolles Rennen. In Sarnthein war glaube ich das ganze Dorf auf den Beinen – so eine Beteiligung gibt es bei uns in Deutschland nicht einmal in größeren Städten“, sagte die Siegerin des Rennsteiglaufs 2016, den sie ebenfalls mit Streckenrekord gewonnen hatte. Den zweiten Platz belegte wie im Vorjahr die Sarnerin Regina Spieß, die sich mit einer Zeit von 9:04.28 Stunden im Vergleich zu 2016 um fast eine Stunde verbesserte. Rang drei ging an die Siegerin des Südtirol Sky Marathons von 2016, nämlich Birgit Klammer von den Gherdeina Runners (9:06.37).
Rohringer und Bortoluzzi gewinnen den Südtirol Sky Marathon
Den Südtirol Sky Marathon mit einer Streckenlänge von 42,2 Kilometern und 2863 Höhenmetern gewann der Österreicher Daniel Rohringer. Der 27-Jährige aus Gosau setzte sich in 4:14.49 Stunden durch, verpasste damit den Streckenrekord von Andreas Reiterer (Hafling/4:01.41) aber deutlich. Rohringer lag beim Rittner Horn 12 Minuten hinter Topfavorit Hannes Perkmann, den er beim Totenkirchl jedoch abfangen und schließlich überholen konnte. Der Sarner Lokalmatador Perkmann wurde in 4:17.32 Zweiter. Den dritten Platz belegte der Wahlsarner Martin Psenner. Der ehemalige Weltklasse-Naturbahnrodler, der aus Völs stammt, erreichte das Ziel nach 4:27.57 Stunden. „Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich Hannes noch abfangen kann. Ich habe mir meine Kräfte gut eingeteilt. Eigentlich komme ich vom Skibergsteigen, jetzt sattle ich aber langsam auf den Berglauf um“, erklärte Sieger Daniel Rohringer im Ziel.
Bei den Frauen setzte sich die Trentinerin Lorenza Bortoluzzi durch. Die 38-Jährige aus Sarnonico, die im vergangenen Jahr den dritten Platz belegt hatte, gewann in 5:38.29 Stunden. Mit 6.27 Minuten Rückstand auf Bortoluzzi belegte Gertraud Höllrigl aus Meran den zweiten Platz. Über Rang drei durfte sich indessen Antonia Winkler (Klagenfurt) freuen, die das Ziel am Kirchplatz in Sarnthein nach 5:49.44 erreichte.
Das Südtirol Ultra Skyrace ist noch in Gang. Die Extrembergläuferinnen und –läufer haben noch bis Sonntagmittag Zeit, die 121 Kilometer und 7554 Höhenmeter zurückzulegen.
Foto: Harald Wisthaler
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