Vallespass, 9. Oktober 2020 – Das Ende des vierten Teilstücks von Sexten auf den Vallespass bedeutet auch Halbzeit beim AlpFrontTrail: Seit Dienstag und dem Start in Grado hat ein internationales Team bestehend aus zehn Trail-Läufern bereits rund 425 Kilometer und über 27.300 Höhenmeter entlang der historischen Grenze zwischen Italien und Österreich zurückgelegt – im Gedenken an die vielen Toten, die der Erste Weltkrieg hier forderte, und um den heute herrschenden Frieden in der Europaregion Tirol, Südtirol und Trentino zu feiern. Am Freitag ging es für die Trail-Elite zu großen Teilen ins Herz der Dolomiten UNESCO Welterbe und somit auch ins Herz der einstigen Alpenfront.
Daniel Jung (Vinschgau), Jakob Hermann (Werfenweng), Laura Dahlmeier (Garmisch-Partenkirchen) und AlpFrontTrail-Organisator Philipp Reiter (Bad Reichenhall) liefen am Freitag die ersten 18,8 Kilometer mit 1301 Höhenmetern zur Auronzo Hütte. Dabei kamen sie direkt am Freilichtmuseum „Anderter Alpe“ vorbei, ehemals ein Basislager der österreichisch-ungarischen Soldaten. Der Weg führte durch originale Schützengräben und Stellungen einerseits, eine grandiose Bergkulisse andererseits mit dem Foto-Lieblingsmotiv der Drei Zinnen. „Es war ein einzigartiges Erlebnis und die Atmosphäre war während des Sonnenaufgangs sehr mystisch. Wir konnten wirklich schöne Fotos in dieser einzigartigen Region der 3 Zinnen Dolomiten knipsen“, gab eine begeisterte Laura Dahlmeier zu Protokoll.
Teil zwei der Etappe über Misurina, den Passo Tre Croci und Cortina d’Ampezzo nahmen Eva Sperger (München) und Ina Forchthammer (St. Johann) in Angriff. Das Duo legte dabei etwas mehr als 20 Kilometer mit 664 Höhenmetern zurück. Die 17,8 Kilometer und 1966 Höhenmeter zum Falzarego Pass bewältigten im Anschluss Hannes Namberger (Ruhpolding) und Marco De Gasperi (Bormio). Am Lagazuoi, der für seine Stollen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs bekannt ist, erwartete die Athleten das nächste kulturelle Highlight.
Im Rekordwinter 1916/17 kamen allein durch Lawinen 5000 Soldaten um
Der sogenannte „Kaiserjäger Franz“ gibt Interessierten am Lagazuoi seit 25 Jahren einen tiefen Einblick in den Kriegsalltag vor mehr als 100 Jahren. Den Trail-Läufern erzählte der Experte unter anderem, dass allein im Rekordwinter 1916/17 über 5000 Soldaten den „Weißen Tod“ gestorben und somit unter Lawinen umgekommen seien.
Für Lokalmatadorin Martina Valmassoi (Pieve di Cadore) und die Tirolerin Caroline Gredler, die in der Organisation mitwirkt, ging es auf einer Distanz von 17,2 Kilometern mit 1634 Höhenmetern auf den Pian de Lobia, ehe Tom Wagner (Graz) und Hannes Perkmann den Passo San Pellegrino und den Vallespass erklommen (24,7 km/1378 hm). Auf den letzten Kilometern wurden sie von Nicolas Holtzmeyer (Marketing Manager SUUNTO DACH) und Gabriel Fauster (Tourismusverein Innichen) begleitet, die den AlpFrontTrail als Parnter unterstützen.
Die fünfte Etappe führt vom Vallespass zum Rifugio Larici in Asiago
„Die Zeit des Ersten Weltkriegs hat unsere Identität geprägt und uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Wir sehen es deshalb als Tourismusregion 3 Zinnen Dolomiten als unsere Pflicht etwas dafür zu tun, dass wir unsere Geschichte kennen und diese aufarbeiten. Die Grenze ist für uns jungen Leute in der Europaregion Tirol Südtirol Trentino kaum mehr zu spüren – auch wenn wir erst vor wenigen Monaten zu Beginn der Coronakrise hautnah miterleben konnten, wie schnell aus einem Strich in einer Landkarte wieder ein geschlossener Grenzbalken werden kann“, unterstrich in diesem Zusammenhang Fauster.
Der AlpFrontTrail wird am Samstag mit der fünften von insgesamt acht geplanten Etappen fortgesetzt. Vom Vallespass geht es über den Rifugio Treviso, Servo, Frassene, Enego, den Rifugio Valmaron und den Rifugio Campomulo bis zum Rifugio Larici in Asiago. Das Teilstück ist 114,1 Kilometer lang und es gilt 8395 Höhenmeter zu bewältigen. In den sozialen Medien kann der AlpFrontTrail auf den Kanälen von Suunto live mitverfolgt werden. Ziel des Grenzlaufs ist es, die Einheit und Freiheit Europas zu feiern und die historische Tragödie der Teilung und des unnachgiebigen Nationalismus zu beobachten. Mit dem Lauf auf dieser einstigen Trennungslinie wollen die Athleten an die Bedeutung der Einheit und des gemeinsamen kulturellen Erbes Europas erinnern.
Foto: Harald Wisthaler
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